Die Länderresultate im Überblick
Am 9. November 2017 startete im kommod in Ruggell, unter der Leitung der Wirtschaftskammer Liechtenstein, das Erasmus+-KA2 -Projekt «Gelingensfaktoren in der Berufsbildung». Mit dabei sind Vertreter aus der Schweiz, dem Südtirol und Österreich.
Das Buch «Ausbildungsbetriebe und ihre Bedürfnisse in der Berufsbildung» (2014) wurde 2015 in Zug an einer Vernissage vorgestellt. Nach der Buchvernissage trafen sich Rémy Müller (Buchautor), Jean-Pierre Dällenbach (DIE CHANCE) und Ivan Schurte (100pro!) zu einem Erfahrungsaustausch im Bereich der Verbundausbildung. Dabei entstand die Idee, die im Buch formulierten Hypothesen international zu stellen und zu prüfen. Die Vorstellungen, wie ein solches Projekt eingereicht wird, waren sehr unterschiedlich, da die nationalen Gegebenheiten die Möglichkeiten einschränken. Liechtenstein hat die Möglichkeit, an den europäischen Mobilitätsprojekten teilzunehmen. Die Schweiz hat diese Möglichkeit nicht. Da wir die vorgeschriebene Anzahl Teilnehmer dazu gewinnen konnten, war es möglich, die Schweizer Unternehmen als Partnerorganisationen (nicht vollwertige Mitglieder) partizipieren zu lassen. Dem knapp zwei Jahre später gestellten Antrag wurde von der AIBA (Agentur für Internationale Bildungsangelegenheiten) sowie von Erasmus+ stattgegeben.
Aus dem Buch von Rémy Müller «Ausbildungsbetriebe und ihre Bedürfnisse in der Berufsbildung (2014)», basierend auf der Auswertung von wissenschaftlicher Literatur und auf einer Umfrage bei KMU im Kanton Zug sind erste Werte zu den Hypothesen vorliegend. Wir werden während dem Projekt diese Hypothesen mit 100pro! berufsbildung liechtenstein sowie dem aktuellen Umfeld prüfen.
Die teilnehmenden Länder werden gegenseitig besucht und das jeweilige Land bilanziert die Thesen. Danach werden die Resultate in den Kontext gesetzt und in einem Output (Flyer für das ganze Projekt, Homepage und je ein YouTube-Video pro Projektland) zusammengefasst. Diese Erkenntnisse werden in Europa distribuiert.
Von diesem Projekt werden wir über die verschiedenen Beiträge einen Mehrwert für unsere Berufsbildung generieren können sowie selbst einen Beitrag für die anderen Länder leisten.
Hypothesen | Liechtenstein | Schweiz | Österreich | Italien |
---|---|---|---|---|
Multiplier Event 22. bis 23. Januar 2018 | Multiplier Event 19. bis 20. November 2018 | Multiplier Event 28. Februar bis 1. März 2019 | Transnationales Meeting 20. bis 21. Mai 2019 | |
1. Information und Vorbereitung auf die Berufslehre | Hypothese bestätigt Dies ist ein wesentlicher Erfolgsgarant | Hypothese bestätigt Vorfilterrolle entlastet die KMUs | Hypothese bestätigt | Hypothese mehrheitlich bestätigt Ein großer Teil der Unternehmen geht nach einem strukturierten Prozedere vor. |
2. Unterstützung bei der Auswahl von lernenden | Hypothese bestätigt Der Anstellungsentscheid wird aufgrund einer Empfehlung getroffen | Hypothese bestätigt Umfangreiche externe Selektion und Abklärung | Hypothese bestätigt | Hypothese teilweise bestätigt Nur ein Teil der befragten Unternehmen nehmen bei der Rekrutierung von Lernenden externe Hilfe in Anspruch. |
3. Unterstützung in schulischen Belangen | Hypothese bestätigt Dies ist ein wesentlicher Erfolgsgarant | Hypothese bestätigt Unterstützung, um den erfolgreichen Ausbildungsverlauf zu garantieren | Hypothese bestätigt | Hypothese bestätigt Unternehmen legen auf alle Fälle grossen Wert darauf, dass die Lernenden auch in der Schule gute Leistungen erzielen. |
4. Beizug externer Fachpersonen bei Schwierigkeiten | Hypothese bestätigt Dies ist ein wesentlicher Erfolgsgarant | Hypothese bestätigt Problematik und Schwierigkeiten werden von externen Coachs gelöst | Hypothese bestätigt | Hypothese bestätigt Die befragten Ausbildner wünschen sich durchaus auch Unterstützung im Bereich des Coachings zu Sozialkompetenzen sowie zu Team- & Mentaltraining. |
5. Schulung der Auftrittskompetenz und Kommunikation | Hypothese bestätigt | Hypothese mehrheitlich bestätigt Laufbahnfortsetzung und Umgangsformen schulen | Hypothese bestätigt | Hypothese bestätigt Ein sicheres Auftreten erleichtert die Entscheidung des Lehrbetriebes, das Arbeitsverhältnis in einen unbefristeten Vertrag übergehen zu lassen. |
6. Interesse der Betriebe an der Weiteranstellung | Hypothese bestätigt | Hypothese teilweise bestätigt Dank externer Jobcoachs ist die Stellensuche auf dem ersten Arbeitsmarkt möglich | Hypothese bestätigt | Hypothese bestätigt In den allermeisten Ausbildungsbetrieben der befragten Unternehmen erfolgt Ausbildung als Investition und als Massnahme gegen den Fachkräftemangel. |
Stärkster Gelingensfaktor | HALO (Hausaufgabenlobby) | Dank der nachhaltigen Begleitung wird ein erfolgreicher Abschluss möglich sein | Ausbau aufsuchender mobiler Elternarbeit und heimbasierter Elternarbeit | Nachwuchswerbung |
Während der HALO (Hausaufgabenlobby) erledigen die Lernenden ihre Hausaufgaben oder repetieren die Schulunterlagen. Dies soll den Lernenden Struktur in ihrem Lernverhalten geben und somit auf Bildungslücken aufmerksam machen. | Bei Lernenden mit schulischen Defiziten oder multifaktoriellen Auffälligkeiten können Ausbildungsbetriebe die Dienstleistungen des BildungsNetzes beanspruchen. Das BildungsNetz als Kompetenzzentrum bietet einen Lehrbetriebsverbund, ein Case Management Berufsbildung, eine fachkundige individuelle Begleitung und weitere Dienstleistungen an: vor, während und nach der Berufslehre. Dieser Support entlastet die Ausbildungsbetriebe und ermöglicht auch schwächeren Lernenden einen erfolgreichen Berufsabschluss. In keinem anderen Kanton in der Schweiz werden diese beruflichen Dienstleistungen von einer Institution (Kompetenzzentrum) angeboten. | Der familiäre Einfluss auf den Bildungserfolg von Kindern ist wesentlich grösser als der schulische. Eltern sind die wichtigsten Berufswahlhelfer/-innen, sind jedoch oft z.B. aufgrund geringer Deutschkenntnisse oder fehlender Bildungspräsenz mangelhaft informiert. Eine verstärkte Aufklärungsarbeit – auch in verschiedenen Sprachen – ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die bestmögliche heimbasierte Unterstützung von Jugendlichen im Schul- oder Lehralltag. Diese Information kann aufsuchend in Einzelgesprächen und im Zuge von Elternabenden und Elternworkshops an Schulen oder in migrantischen Communities stattfinden. Ein Eltern-Berufsorientierungspass ab der vierten Klasse Volksschule kann dabei ideal unterstützen. | Karriere mit Lehre: die Schulbesuche mit Vorstellung der Lehre im Handwerk in allen Mittelschulen Südtirols
Generation H: die Imagekampagne für das Handwerk und die Nachwuchswerbung |